#FrauenErzählen – Ein unerwarteter Bettgenosse
01.06.2023 – „Als ich wieder zurückkam, war ich schockiert, dass meine Wohnungstür offen stand und es kalt auf meine Füße zog.“
Foto: Priscilla Du Preez // Unsplash
Ein unerwarteter Bettgenosse
von Havva
Eines Tages, als ich um 4 Uhr morgens auf dem Weg zur Arbeit das Haus verließ, sah ich meinen Nachbarn betrunken auf der Treppe vor der Wohnung liegen und ging wortlos an ihm vorbei.
Als ich wieder zurückkam, war ich schockiert, dass meine Wohnungstür offen stand und es kalt auf meine Füße zog. Als ich in die Wohnung rief und niemand antwortete, bat ich meine Nachbarn von nebenan, die Polizei zu rufen und rannte ins Zimmer meiner Tochter. Sie lag noch im Bett und zu diesem Zeitpunkt kam die Polizei und fragte, was los sei. Ich sagte, dass ich nicht weiß, was passiert ist, und wir gingen in mein Schlafzimmer. Mein Mann lag im Bett, den Kopf in die Bettdecke gewickelt, er schlief in Arbeitskleidung und Schuhen.
Die Polizei versuchte ihn aufzuwecken. Er öffnete eines seiner Augen, sah mich an und sagte: „Mein Schatz, bring mir ein Wasser.“ Ich war wütend und mein Mann wachte nun endlich richtig auf und sah die Polizei. Er war schockiert. „Was macht ihr hier?“ Ich sagte, wir sind gekommen, um dich mit deiner neuen Freundin zu überraschen. Und du bist verrückt, der Nachbar bricht die Tür auf und legt sich neben dich ins Bett! Kann das nicht einmal deine Seele in diesem Moment hören?
Wir schrien mehr als wir redeten, mein Nachbar schlief und schnarchte weiterhin. Die Polizei ging in den zweiten Stock, brachte seine Frau zu uns und erklärte ihr die Situation. Die Frau war sehr verlegen und entschuldigte sich stellvertretend für ihren Ehemann. Die Polizei ging mit dem Mann die Treppe hinunter, ich zog mit all meiner Wut Bettdecke, Kopfkissen und Leintuch ab und warf alles in die Waschmaschine.
Die Polizisten kamen wieder zurück und lachten. Sie hätten in ihrem Berufsleben schon öfter aufgebrochene Türen gesehen, aber niemals eine Person, die mit einem Mann im Bett geschlafen hätte. Eine halbe Stunde später kam jemand, um die Tür zu reparieren und gab dem Nachbarn die Rechnung. Der zahlte und die Polizisten verabschiedeten sich.
Am nächsten Tag klingelten meine Nachbarin und ihr Mann bei uns und als ich die Tür öffnete, entschuldigten sie sich mit einem großen Blumenstrauß und Schokolade.
Aber ich und mein Mann konnten den Schock für eine Weile nicht überwinden, weil meine Tochter drinnen lag. Es ist beängstigend, auch nur daran zu denken, wenn er meiner Tochter durch Trunkenheit etwas angetan hätte …