1,5 Millionen – Armut in der Statistik und Realität
1,5 Millionen Menschen in Österreich sind von Armut betroffen. Die Zahl ist zwar rückläufig, den Betroffenen hilft das aber nicht. Noch immer gibt es bei uns Arbeit, von der man nicht leben kann.
1.185 Euro
Mehr als 1,5 Millionen Menschen waren im Vorjahr in Österreich von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen. Diese Zahl ist Teil einer europaweiten Armutsstatistik, die kürzlich veröffentlicht worden ist.
In Österreich gilt als armutsgefährdet wer in einem Einzelhaushalt einen Monat mit weniger als 1.185 Euro netto bestreiten muss. Besonders betroffen von diesem Schicksal sind langzeitarbeitslose Menschen.
Die Gesamtzahl an armutsgefährdeten Menschen im Land ist zwar rückläufig, den hunderttausenden Betroffenen hilft das aber nicht. Soweit die Ausgangslage, die absolut unbefriedigend ist.
Aber wo lässt sich ansetzen? Eine der besten Waffen gegen die Armut ist eine gute Bildungspolitik. Wir sollten nach Jahrzehnten unzähliger Schulversuche und ideologisch motivierter Blockaden in der Bildungspolitik zu praxistauglichen Methoden – wie zum Beispiel der Gesamtschule bis 14 Jahre greifen.
Arbeit, von der man nicht leben kann
Armut und Arbeit – ein Begriffspaar, das eng verbunden, aber längst nicht immer harmonisch ist: In einem der reichsten Länder der Welt dürfte es schon lange keine Arbeit mehr geben, von der man nicht leben kann.
Der zahlenmäßige Anstieg der „Working poor“ ist eine Schande, wenn gleichzeitig viele Unternehmen Milliarden-Gewinne vermelden.
Genau da ist auch die Politik gefordert, die zwar auf der einen Seite das Phänomen Armut wahrnimmt und beklagt, aber auf der anderen Seite Rahmenbedingungen schafft, die das Auseinanderklaffen der Schere zwischen Arm und Reich noch massiv antreibt. Dieses doppelte Spiel wird seit Jahrzehnten gespielt.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass in Österreich die Mindestsicherung deutlich unter der Armutsgrenze liegt. Per Gesetz werden so Menschen, die keine anderen Einkommensmöglichkeiten haben, in die Armut gedrängt. Ohne Ausweg und Alternative.
Armut macht krank
Armut ist bei Weitem kein rein ökonomisches Thema: Armut isoliert, macht einsam, stigmatisiert, macht psychisch und physisch krank und lässt Menschen früher sterben.
Das heißt Österreich darf sich nicht mit 430.000 arbeitslosen Menschen und 1,5 Millionen armutsgefährdeten Menschen zufrieden geben und darauf verweisen, dass in der Statistik die Zahlen ohnehin rückläufig sind.
Die Volkshilfe wird beim Thema Armut nicht locker lassen und immer wieder die Stimme für mehr Solidarität und Gerechtigkeit im Land erheben.