Tag der Logopädie 2019
Am Mittwoch, 6. März, ist nicht nur Aschermittwoch, sondern auch der europäische Tag der Logopädie. In Oberösterreich ist die Volkshilfe mit Abstand die größte Anbieterin von logopädischer Therapie mit 38 MitarbeiterInnen in diesem Bereich. Im Land ob der Enns werden fast flächendeckend in den Kindergärten logopädische Screenings vorgenommen – mit dem Ziel, dass jedes Kind bei Schuleintritt richtig sprechen und Laute gut hören kann, damit es weiß, was es schreiben soll.
Logopädie wirkt: Mit Sprachheilkunde kann 95 Prozent der Kinder geholfen werden
Volkshilfe-Logopädin Claudia Obermayr arbeitet intensiv mit der kleinen Vanessa. Der spielerische Zugang ist wichtig. Als Hilfsmittel verwendet die Sprachtherapeutin eine Handpuppe. Ganz selbstverständlich interagiert Vanessa mit der Puppe als wäre sie eine reale Person. Da wird geflüstert, gekichert und wie nebenbei die korrekte Aussprache trainiert.
Eine logopädische Therapie zahlt sich wirklich aus. In fast 95 Prozent der Fälle kann durch die Behandlung die Sprachauffälligkeit vermindert werden. Allein die Volkshilfe hat im Jahr 2018 für über 2300 Kinder regelmäßige Therapiestunden abgehalten. „Ob ein Kind an einer Sprachstörung leidet oder nicht, hat nichts mit dem sozialen Umfeld zu tun“, hält Martina Bernegger fest. Sie ist seit 27 Jahren als Logopädin im Einsatz und leitet diese Sparte bei der Volkshilfe. Übrigens: „Es macht auch keinen Unterschied, ob das Kind österreichische Eltern hat oder ob seine Muttersprache kroatisch, türkisch oder russisch ist.“
Die Ursachen für die Sprachauffälligkeiten sind mannigfaltig:
- Motorische Störungen (z.B. Beweglichkeit der Zunge)
- Wahrnehmungsprobleme (die Verarbeitung des Gehörten oder Gesehenen funktioniert nicht richtig)
- Zahnfehlstellung
- Schlecht hören (angeboren oder durch Mittelohrentzündung)
- Generelle Entwicklungsverzögerung
Unterschiede, was das sprachliche Vermögen in diesem Alter betrifft, gibt es hingegen zwischen Buben und Mädchen: Die Buben haben häufiger Sprachstörungen als Mädchen, in der Therapie ist das Verhältnis Buben zu Mädchen 60 zu 40 Prozent.
Die Dauer der Therapie hängt von der Art und der Hartnäckigkeit der Sprachauffälligkeit ab. Bei manchen Kindern kann durch ein paar gute Ratschläge nach nur einer Therapie-Sitzung das Problem behoben sein. Mit anderen Kindern wiederum arbeitet eine Logopädin wie Claudia Obermayr bis zu drei Jahre. „Ziel ist es, dass jedes Kind beim Schuleintritt richtig sprechen und die Laute richtig hören kann, damit es weiß, was es schreiben soll“, sagt Bernegger. Das sei auch ein Beitrag für mehr Chancengleichheit und eine schulische Karriere ohne Startnachteil.
Bei der kleinen Vanessa ist die Einheit zu Ende. Das Ziel einer klaren Aussprache und Laute gut voneinander unterscheiden können, ist bei ihr schon zum Greifen nahe…
Die Volkshilfe ist im Bereich Kinder-Logopädie mit Abstand der größte Anbieter im Land. 38 Logopädinnen testen jährlich rund 11.000 Kinder in 460 Kindergärten auf Sprachauffälligkeiten. Hauptzielgruppe sind Kinder im Alter von vier bis fünf Jahren. Dank der 42 regionalen Beratungsstellen in ganz Oberösterreich „können wir eine gute Versorgung anbieten, was den großen Vorteil hat, dass die Eltern mit ihren Kindern nicht weit fahren müssen zur Therapie“, sagt Bernhard Gruber, Geschäftsführer der Volkshilfe Gesundheits- und Soziale Dienste (GSD).