#frauenerzählen – Meine wichtigste Lebenslektion

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Foto: Ahmet Sali_Unsplash

Meine wichtigste Lebenslektion

von Silvana

Eines von den größeren Problemen, von welchem jede Person einmal im Leben betroffen ist, ist das Gefühl der Zugehörigkeit. Man muss es für sich finden, sonst geht es nicht weiter. Oder vielleicht geht es nicht so weit, wie man denkt oder wünscht. Ja, es ist lebensgefährlich!

Wenn du irgendwo hinkommst und die Leute dich nicht akzeptieren, weil du anders bist oder vielleicht nicht gut genug für sie. Das ist dieses Gefühl. Besonders für Kinder ist es schwierig, wenn sie in der frühen Phase von einer neuen Umgebung nicht akzeptiert werden. Gerade deswegen tragen viele Herzen im ganzen Leben Narben. Sie glauben, dass sie nicht gut genug sind, weil sie nicht akzeptiert werden. Es ist falsch, sehr falsch gedacht.

Ich komme aus Bosnien und lebe in Österreich. Österreich ist ein wunderschönes Land mit schöner Natur und reicher Kunst, Kultur und langer Geschichte. In Österreich bin ich öfter von manchen Leuten „Ausländerin“ genannt worden, was mich in dem Moment gestört hat. Aber auch in Bosnien für Leute, die mich nicht gut kennen, bin ich genauso, sogar noch schlimmer: „Diaspora“.

Das ist eine besondere Geschichte, mit der ich Probleme hatte. Es reicht, wenn du sagst, dass du in einem anderen Land deinen Wohnort hast und perfekt BKS sprichst – du bist sofort degradiert, als ob du nicht gut genug warst, weil du es in Bosnien nicht geschafft hast und dort leben kannst. Und so weiter … bis ich mich gefragt habe: Ist es wirklich so wichtig, was die anderen Leute denken oder wie sie mich nennen?

Natürlich ist es nicht wichtig! Ich kenne meinen Namen und weiß, wer ich bin. Ich bin mir auch bewusst, dass ich in den Augen von diesen Leuten nur noch eine Fremde aus einem anderen Land bin. Ich bin mir auch bewusst, dass sie auch Fremde sind, wenn sie in ein anderes Land gehen. Irgendwo sind wir, wie gut wir uns auch gekannt haben, einander fremd.

Das Einzige, was wichtig ist, ist, dass ich mir nicht fremd bin!

Ich bin mir nicht fremd, weil ich mich kenne und jeden Tag meine innere Welt neu entdecke. Es ist ein echtes Abenteuer, welches ich genieße. Ich kann irgendwo hingehen oder hinkommen, ich bin mit mir in der Ruhe und zufrieden. Wie gut kennst du dich? Bist du dir selbst eine Fremde? Lerne dich kennen und du wirst nirgendwo fremd sein. Dann wirst du nicht danach suchen, dass andere dich akzeptieren, dann wirst du nicht danach suchen, dass du anderen gefällst. Es ist auch nicht wichtig! Wichtig ist, sich zu akzeptieren und sich zu kennen.

Ich suche nicht danach, dass ich irgendwo hingehöre, wo ich nicht hingehöre. Ich bin dankbar, weil ich nicht passe, weil ich nicht in eine bestimmte Umgebung gehöre. Gehör dir selbst, dann wird dir die ganze Welt gehören. Ja, ich bin Ausländerin in einem fremden Land. Aber ich gehöre auch nicht dem Land, aus dem ich komme. Ich gehöre überallhin, wo ich bin. Es gibt sicher einen bestimmten Grund, dass es so ist. Es ist kein Zufall, alles passiert aus einem Grund. Das habe ich in Österreich gelernt, ganz zu sich selbst gehören und es genießen.