#frauenerzählen – Eine ganz besondere Überraschung

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Foto: Charlotte Harrison_Unsplash

Eine ganz besondere Überraschung

von Sevda

Als meine älteste Tochter in die Schule ging, erzählte sie mir jeden Tag von einem Mädchen, das Buse hieß. Sie sagte, dass sie sich sehr gut verstehen, aber auch, dass in der Schule viele Kinder sich über das Mädchen lustig machten. Eines Morgens brachte ich meine Tochter zur Schule, da sah ich auch dieses Kind. Ihre Haare waren unfrisiert und obwohl Sommer war, trug sie Winterschuhe, aber sie war ein sehr liebes Mädchen. Ich fragte am Abend meine Tochter, warum das Mädchen so unordentlich aussah. Traurig sagte sie mir, dass die Mutter ihrer Freundin sehr krank war und deshalb schon seit langem im Krankenhaus lag. Ich war sehr traurig, denn meine Tochter war mit ihr im selben Alter. Ich versetzte mich an die Stelle dieser Frau und meine Kinder an die Stelle dieses Mädchens. Buse lebte mit ihrem Vater und ihrer Schwester, die ein paar Jahre älter als sie war.

Endlich hatten wir uns entschieden, für Buse etwas zu tun. Wir wollten sie unterstützen, bis ihre Mutter wieder gesund war. Ich kontaktierte ihren Vater. Als ich meine Kinder vom Hort abholte, holte ich auch das Mädchen ab. Ich kochte Essen und machte auch ein Dessert. Ich brachte sie auch manchmal zum Spielplatz. Wir gingen sogar mal zum Erdbeerland. Sie freute sich sehr, somit freute ich mich auch.

Ihre Mutter war jetzt nicht mehr im Krankenhaus, sondern zu Hause. Buse war so glücklich, sie erzählte mir und meiner Tochter jeden Tag, wie ihre Mutter ihre Haare kämmte und wie sie kochte.

Doch nach einem Jahr, es war Coronazeit, die Schulen waren geschlossen. Hinaus in die frische Luft war verboten, es war eine sehr schwierige Zeit. Eines Tages rief mich der Vater des Mädchens an. Leider erzählte er mir, dass die Mutter von Buse vor einem Monat gestorben ist und ihre Kinder sehr traurig waren. Er fragte mich, ob ich die Kinder weiterhin unterstützen könnte. Ich sagte, dass ich mein Bestes geben werde. Nach der Arbeit kam ich nach Hause und erzählte es meinen Kindern. Sie wurden sehr traurig und weinten. Dann haben wir Buse gleich mit Video angerufen und gesagt, dass wir uns nach dem Lockdown wiedersehen werden.

Nach zwei Monaten war ihr Geburtstag. Wir haben uns entschieden, dem Mädchen eine Überraschung zu machen. Ich konnte mir keine große Feier leisten, aber ich konnte trotzdem etwas tun. Ich rief meine Geschwister und meine Cousinen an. Jeder machte zu Hause etwas und nahm es mit. Wie früher gingen wir zum Spielplatz. Wir schmückten die Bäume mit Luftballons und jeder kaufte ein Geschenk für Buse. Ich holte Buse und ihre Schwester ab und brachte sie zum Spielplatz. Ich vergesse nie, wie sich Buse freute.

Vielleicht war das der Moment, in dem ich am glücklichsten in meinem Leben war, weil ich keine Gegenleistung erwartete. Meine Kinder, meine Cousinen, alle dort waren glücklich über die Freude dieses Mädchens. Ich hoffe, dass Buse für immer so glücklich bleibt. Ich habe daraus gelernt, dass man das Kind eines anderen so lieben kann, als wäre es sein eigenes.